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Sonett Stahldrahtmöbel

Die Stahlrohrmöbelfabrik Karl Fostel Sen.’s Erben

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Die Stahlrohrmöbelfabrik Karl Fostel Sen.’s Erben, gegründet 1890, spezialisierte sich nach dem 2. Weltkrieg auf moderne Gartenmöbel aus Stahl und Leichtmetall.
In Wien-Währing, Martinstraße 10, wo ursprünglich Stahlrohrbetten - u.a. Modelle wie das „Gasrohr-Kinderbett“ oder „Diwanbett“-, aber auch Messingbetten, Nachtkästchen aus Winkeleisen, Lavoirständer, Kleiderständer usw. erzeugt worden waren, konnte man nach dem Krieg klingende Namen wie Roma, Lido, Capri, Hollywood, Bari, Grado, Amalfi, Fiume, Roma, Paris, Flirt und ähnliches hören.
Basierend auf der Tradition der Metallmöbel entwickelte die Firma mit der Serie „SONETT“ eine eigene Linie für moderne Gartenmöbel, was dem internationalen Trend nach dem 2. Weltkrieg entsprach. Gartenmöbel in Eisen waren aus dem 19. Jahrhundert bekannt, nun wurden durch den Einsatz von Stahlrohr und Stahldraht neue Formen entwickelt.
Innovative Innenraumgestalter hatten in Wien die gestalterische Qualität dieser Materialien bereits in der Zwischenkriegszeit erkannt, wie die erhaltene Bilddokumentation einer Sitzgruppe des Einrichtungsunternehmens Haus & Garten zeigt.
Das Modell ‚Primus’ der Serie Sonett scheint die Fortführung dieses Typus durch die Firma Fostel Sen.’s Erben in den fünfziger Jahren zu sein.
Neu ist durch die Verwendung von Stahldraht statt Stahlrohr eine variablere Gestaltung der Konturen. Diese zeigt sich besonders bei den Modellen „Auersperg“ und „Astoria“ Anfang der fünfziger Jahre. Das Modell „Auersperg“ entstand in Zusammenarbeit mit den Architekten V. Mödlhammer und J. O. Wladar, die dem Wintergarten des Wiener Palais Auersperg 1952 „nach den modernsten Erkenntnissen der Architektur und Innengestaltung eine vornehme, geschmackvolle Note verliehen" (Das Moderne Heim, Österr. Zeitschrift für Architektur, Innendekoration u. Gartengestaltung, Folge 12/13, Wien 1954, S. 369).

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In ähnlicher Art gestaltet ist das Modell „Astoria“ mit den überkreuzten Beinen und der nach vorne gezogenen gebogenen Rückenlehne.
Auch die Ausführung der Einrichtung des Café Wintergarten um 1955/60 nach den Plänen der Architektin Anna-Lülja Praun erfolgte durch die Firma Fostel Sen.’s Erben: in diesem Fall waren weißlackierte Stahlrohre mit Rohrgeflecht kombiniert.
Waren die frühen Gartenstühle der Serie Sonett außer mit Rohr, auch mit Holz oder Stoff bespannt, wurden für die Sitzflächen bzw. Rückenlehnen schließlich vor allem Stahlplatten, perforiertes Eisenblech, Kunststoffplatten und auch Fixpolsterung aus Plastik verwendet. Hinzu kamen Plastikschnurbespannungen und schließlich Anfang der sechziger Jahre auch Schalen aus Polyesterkunstharz, glasfaserverstärkt (in den Farben citron, kirsch, azur, mausgrau), oder Schalen aus Pagholz, einem geformten Buchenholz.
Das stapelbare Modell Viola wurde vom Architekten Niedermoser entworfen.
Die Firma Fostel Sen.’s Erben legte einerseits Wert auf zeitgemäße Entwürfe, andererseits auf die hohe Qualität der Produkte. So verfügten alle Möbel über hohe Strapazierfähigkeit und Haltbarkeit und entsprachen den damals ergonomischen Forderungen.
Sonett wurde als internationale Schutzmarke registriert und Patente sicherten die Neuentwicklungen.

Ausgewählte Literatur:

  • Kataloge aus dem Firmenarchiv Fostel Sen.'s erben, Patrick Kovacs Kunsthandel.

  • Eva B. Ottillinger (Hg.): Ausstellungskatalog Möbeldesign der 50er Jahre. Wien im internationalen Kontext. Museen des Mobiliendepots, Wien 2005.